Es kann Situationen geben, in denen eine ambulante Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen vorübergehend nicht möglich ist, z. B. wenn sie jede Behandlung verweigern, die stationären Angebote im Gegenteil übermässig beanspruchen oder eine intensivere Betreuung benötigen.
Für solche Patienten wurde im Jahr 2011 Psymobile entwickelt, ein interprofessionelles Team bestehend aus Fachpersonen der Psychiatrie, der Psychologie, der Pflege, der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit, das vorwiegend zuhause oder in sozialpädagogischen Heimen interveniert, so Dr. Laurent Holzer, Ärztlicher Direktor des Bereichs Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des FNPG. Das Team erarbeitet Strategien für eine bessere Begleitung der Patienten und ihrer Familien.
Psymobile interveniert zuhause oder im Heim
Mit der Intervention wird ein zweifacher Zweck verfolgt: zum einen, ein Vertrauensverhältnis zum Kind oder Jugendlichen und zu seiner Familie (oder seinem sozialpädagogischen Heim) aufzubauen, und zum andern, das Helfernetz zu reaktivieren, das in der komplexen Situation des Einzelfalls mitunter wenig funktional, zersplittert oder erschöpft sein kann, so Dr. Holzer weiter. Das Team von Psymobile begleitet die Familie durch die Krise, arbeitet mit dem bestehenden Helfernetz zusammen und gewährleistet den Anschluss an die klassischen therapeutischen Angebote.
Nach seiner Gründung war Psymobile eine Zeitlang unterbeansprucht, wahrscheinlich wegen zu restriktiver Indikationskriterien und zu langer Interventionsfristen. 2019 wurde es jedoch neu lanciert. Dr. Holzer präzisiert, 2021 eine Finanzierung zur Stärkung des Teams erhalten zu haben. Psymobile profitiere zudem vom Plan des Staates Freiburg zur Unterstützung der Jugend 2022, in dessen Rahmen die Ausweitung der Leistungen von Psymobile auf Wochenenden und Feiertage finanziert wird. Diese Ausweitung sollte im September 2022 wirksam werden.
Psymobile war vorerst unterbeansprucht, wurde 2019 aber neu lanciert
Psymobile müsse entwickelt werden, vertritt Dr. Holzer entschieden. Psymobile sei die natürliche Schnittstelle zwischen der stationären Abteilung, dem Ambulatorium und allen Schlüsselakteuren des Netzwerks. Ein solches Team sei eine gute Lösung in kritischen Situationen, mit denen die Jugendstation konfrontiert sein könne. Sprechen minderjährige Patienten mit Problemen in der Familie oder im Heim auf die stationäre Behandlung nicht an, könne es die Betreuung im gewohnten Umfeld unterstützen. Für Patienten, die sich jeder Behandlung widersetzen, könnte Psymobile auch eine behördlich angeordnete Behandlung im gewohnten Umfeld gewährleisten.
Schliesslich habe Psymobile auch einen präventiven Nutzen, indem es die Früherkennung von Hochrisikopatienten fördere und das Risiko von Chronifizierungen verringere.
Laurent Holzer
Dr. Laurent Holzer ist Ärztlicher Direktor des Bereichs Alterspsychiatrie und -psychotherapie des FNPG.
TEXT Kessava Packiry
FOTO Nicolas Repond